Studie zum historisch-genetischen Hintergrund der Besiedlung des Tiroler Alpenraums

gefördert durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Leopold Franzens Universität Innsbruck (LFU), Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF)

Die Besiedlungsgeschichte des Alpenraumes interessiert nicht nur Wissenschafter, sondern erfreulicherweise auch die Bevölkerung. Historische Studien haben bereits einige erstaunliche  Kenntnisse hervor gebracht. Die Analyse des genetischen Codes hat im Laufe der letzten 15 Jahre neue Möglichkeiten für die Wissenschaft geschaffen. Bisherige Studien haben sich vor allem mit der Erschliessung von großräumigen (subkontinentalen) geographischen Gebieten beschäftigt.

Wir untersuchen die Besiedlungsgeschichte der Tiroler Alpen durch die Verknüpfung genetischer Eigenschaften mit historischen und demographischen Daten näher.

Das wissenschaftliche Projekt ist eine Kooperation des Instituts für Gerichtliche Medizin (Medizinische Universität Innsbruck), des Instituts für Geschichte und Ethnologie (Leopold-Franzens Universität Innsbruck) und des Zentralinstituts für Bluttransfusion und Immunologische Abteilung (Tiroler Landeskrankenhaus und Universitätskliniken Innsbruck) und trägt den offiziellen Titel:

“High-Resolution Analysis of  Y-chromosome Variability in Selected Regions of the Tyrolean Alps (Austria): Influences of Topology and Demographic History on the Genetic Differentiation”

... Jeder von uns trägt sein ganz persönliches Geschichtsbuch mit sich herum. Die Erkenntnis über unsere Vergangenheit lesen wir in unseren eigenen Genen... (Spencer Wells „Die Wege der Menschheit.“)

Ein guter wissenschaftlicher Ansatz ist die Untersuchung des männlichen Geschlechtschromosoms (Y-Chromosom). Männer tragen bekanntlich ein X- und ein Y-Chromosom, während Frauen zwei X-Chromosomen besitzen. Fast das ganze Y-Chromosom wird unverändert vom Vater an den Sohn vererbt, der dieses wiederum an seine männliche Nachkommenschaft weitergibt. Jeder Mann trägt in seinem Y-Chromosom genetische Eigenschaften, die von seinen Ur-Vätern stammen und die Aufschluß über die Herkunft, die Verbreitung und die zeitliche Besiedlung eines Lebensraums geben.

Die Genauigkeit der Studie hing von der Zahl der Untersuchungen ab. Daher waren wir bemüht, möglichst viele Personen zur Teilnahme zu gewinnen. Wir fragten die Teilnehmer nach ihrem Geburts- bzw. Herkunftsort  und  dem des Vaters und Großvaters, um die erhobenen DNA-Daten sinnvoll zuordnen zu können.

Die Probensammlung wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Bluttransfusion Innsbruck durchgeführt. Für die DNA Untersuchung benötigten wir nur eine sehr kleine Blutmenge. Damit von der wertvollen Blutspende auch nicht die geringste Menge abhanden kommt, verwendeten wir nur Überschußmaterial aus der routinemäßigen klinischen Laboruntersuchung. Ihre Blutspende kam wie bisher in vollem Umfang den Patienten zugute.